Die Universitätsmedizin Mainz hat am 17. Juni 2014 Carl Djerassi (*29. Oktober 1923 in Wien, Österreich; † 30. Januar 2015) zum Ehrendoktor ernannt. Der Biochemiker, Erfinder der Antibabypille und Literat Carl Djerassi war insbesondere mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin Mainz verbunden. Carl Djerassi ist ein international renommierter Biochemiker. Er war maßgeblich an der Entwicklung der Pille beteiligt und hat damit einen Meilenstein der Medizingeschichte geschaffen. Seit mehreren Jahrzehnten bearbeitet er literarisch die Projektionsfläche, auf der sich Individuum, Lebenswissenschaften und Biomedizin begegnen. Damit erschloss er einen neuen Zugang zum wechselseitigen Verhältnis zwischen dem Leben und den Lebenswissenschaften.
Bereits im Mai 2005 hatte er das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin Mainz besucht und mit Doktoranden über die Geschichte, soziale Wahrnehmung und die ethische Dimension der Reproduktionsmedizin diskutiert. Die Verbindung zum Mainzer Institut entstand über eine Gastdozentur an der Stanford University des heutigen Leiters des Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul.
Carl Djerassi wurde am 29. Oktober 1923 in Wien als Sohn eines jüdischen Ärztepaares geboren. Er emigrierte mit seiner Mutter unter der Bedrohung des Nationalsozialismus in die USA, wo er nach der Schulzeit am Kenyon College und der Universitiy of Wisconsin seine akademische Ausbildung mit Auszeichnung absolvierte. Carl Djerassi ist Chemiker wie auch Schriftsteller von Weltrang. Luis E. Miramontes und Djerassi gelang es Anfang der 1950er Jahre als Forscher für Syntex S.A. in Mexiko-Stadt, das Sexualhormon Norethisteron, ein Gestagen, künstlich herzustellen. Mit Gregory Pincus und John Rock entwickelten sie damit 1951 die erste Antibabypille. Er selbst nennt sich in seiner Autobiografie die „Mutter der Pille“, da er sich selbst nur als chemischer Erfinder der Pille sieht. Seit 1959 lehrte Djerassi an der Stanford University. Als Wissenschaftler brachte er es auf 1200 Veröffentlichungen.
Mitte der 1980er Jahre arbeitete er literarisch und begründete die neue Romangattung „Science-in-fiction“, in der er die vier Bücher Cantons Dilemma, Das Bourbaki Gambit, Menachems Same und NO veröffentlichte. Sein Theaterstück „Vorspiel“ befasst sich mit Hannah Arendt, Walter Benjamin sowie Theodor und Gretel Adorno. Das Stück wurde in Buchform in englischer, deutscher und spanischer Sprache veröffentlicht.
Nicht nur über dieses Stück war Carl Djerassi der Rhein-Main-Region und Mainz verbunden. Er besuchte die Universitätsmedizin Mainz bereits 2005 und hatte am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin einen Workshop, eine öffentliche Vorlesung sowie eine szenische Aufführung im Frankfurter Hof gehalten.
Carl Djerassi starb am 30. Januar 2015 in seinem Zuhause in San Francisco im Alter von 91 Jahren an den Folgen einer Erkrankung an Leber- und Knochenkrebs.