Interview Stephan Müller

Kurzinterview

Stephan D. Müller ist als Chief Digital Officer (CDO) und Leiter der Stabsstelle Digitaler Wandel in medizinischer Lehre und Forschung an der Universitätsmedizin Mainz beim Wissenschaftlichen Vorstand und der Geschäftsführung des Ressorts Forschung und Lehre angesiedelt. In unserem Kurzinterview gibt er einen Einblick in das Aufgabenfeld eines CDOs und der Stabsstelle Digitaler Wandel.

Herr Müller, wofür sind Sie als CDO eigentlich verantwortlich?

Als Chief Digital Officer arbeiten mein Team und ich daran, die digitale Strategie der Universitätsmedizin Mainz insbesondere in den Bereichen Forschung und Lehre zu entwickeln, zu planen und umzusetzen. Gemeinsam mit allen relevanten Stakeholdern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden wir so die digitalen Transformationsprozesse innerhalb der Universitätsmedizin aber auch darüber hinaus nachhaltig prägen. Hierbei orientieren wir uns zunächst nicht am technisch Machbaren oder Vorhandenem, sondern vielmehr am didaktisch oder inhaltlich Sinnvollen. Sprich, nicht etwa technische Innovationen geben vor, wie wir unsere Arbeitsabläufe strukturieren. Vielmehr entwickeln wir als Universitätsmedizin Mainz ein aus unserer Perspektive für uns möglichst passgenaues Anforderungsprofil und machen uns dann an die – möglicherweise digitale – Umsetzung. So wollen wir aktiv und vor allem gemeinsam mit den direkt am Wandel Beteiligten den Prozess der digitalen Organisationsentwicklung gestalten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bin ich froh, auf ein sehr gutes interdisziplinäres Team und ein breites Netzwerk zurückgreifen zu können.

Können Sie das vielleicht etwas konkretisieren?

Nehmen wir einmal die vergangenen beiden Jahre mit ihren Auswirkungen im Bereich der Lehre. Hier wurden Lehrveranstaltungen online abgehalten und Prüfungen am heimischen Schreibtisch geschrieben, um nur zwei Beispiele zu nennen. Vor diesem Hintergrund haben wir uns mit verschiedenen Interessensgruppen aus dem Bereich der Lehre, also den Lehrenden selbst, den Studierenden sowie mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Verwaltung zusammengesetzt. Gemeinsam haben wir die Anforderungen aus den verschiedenen Perspektiven analysiert und zusammen Handlungsoptionen für z. B. Lehrveranstaltungen und Prüfungsformen entwickelt. Herausgekommen ist ein Konzept, bei dem hybride Lehrveranstaltungen und Veranstaltungsaufzeichnungen zwei Bausteine bilden. Um dieses Konzept vom Schreibtisch in den Studienalltag der jungen Medizinerinnen und Mediziner zu integrieren, werden wir im nächsten Schritt die vorhandene Infrastruktur weiterentwickeln und so beispielsweise ausgewählte Hörsäle schrittweise mit Kamera- und Mikrofonsystemen ausstatten.

Warum heißt Ihre Stabsstelle eigentlich „Digitaler Wandel“ und nicht einfach „Digitalisierung“?

Weil der Begriff der Digitalisierung viel zu kurz greifen würde. Er beschreibt einen abschließbaren Prozess mit einem klaren Anfangs- und Endpunkt. Vereinfacht ausgedrückt, wird durch die Digitalisierung etwas Analoges in etwas Digitales überführt, wie die elektronische Studierendenakte. Etwas verkürzt dargestellt würden Papierakten gescannt und gesichert abgespeichert, und damit wäre das Thema dann erledigt. Der digitale Wandel hingegen steht für etwas Kontinuierliches, eine permanente und wiederkehrende Weiterentwicklung bestehender Strukturen und Systeme. Um bei dem obigen Beispiel zu bleiben, werden neben anderen Unternehmensbereichen auch mögliche zukünftige technische Entwicklungen mit einbezogen, Arbeitsabläufe adaptiert, Weiterbildungen gestaltet. Es wird also nicht einfach nur ein digitales Produkt wie beispielsweise eine Software implementiert.

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